Nachstehend ist der Text meiner Rede vom 04.05.2014
Besonders gefreut hat mich, dass Martin Stein und Hans Bingel von ihren Erlebnissen in der Zeit vor dem Kriegsende berichten konnten. Sie kannten alle Daten der Bombenabwürfe und sie berichteten von den Ereignissen aus dieser Zeit als man die jungen Männer der Jahrgänge von 1929-1931 kurz vor Kriegsende zwangsrekrutieren und zur Ausbilung an der Panzerfest heranziehen wollte. Dafür wurden sie von Pfarrer Andres notkonfirmiert. Ich habe die beiden gebeten, ihre Erlebnisse aufzuschreiben, damit sie nicht vergessen werden und nicht idealisiert werden. Es gilt nach wie vor: Wehret den Anfängen!
Mein Vater, der aus Rust am Rhein stammte, war in der Bergkaserne in Gießen stationiert dort war wohl ein badisches Regiment. Er wurde 1944 zur Wachmannschaft des Feldherrenpalastes in München ver-setzt. Als Badener, kein Badenser, kam er in französische Kriegsgefangenschaft. Dort lagen er und seine Kameraden wochenlang regelrecht im Dreck.
Etwa 1947 kam Karl Reinhard, Schuster und Kirchendiener aus Allendorf, er war im selben Gefangenenlager in Süddeutschland in Weisenau, zu meiner Mut-ter und schilderte ihr den erbärmlichen, lebensbedrohlichen Zustand meines Va-ters. Er hatte durch die Behandlung durch die Franzosen eine doppelte Rip-penfellentzündung bekommen. Ärztliche Hilfe oder Medikamente bekam er nicht. Meine Mutter reiste in das Gefangenenlager in Weisenau und es gelang ihr, meinen Vater nach Allendorf zu holen. Hier siechte mein Vater immer schwächer werdend dahin und starb am 14. Oktober 1948. Einen Tag nach mei-nem 5. Geburtstag. An seinem Sterbetag rief man mich an sein Bett. Er sah mich traurig an und starb in der Rheingasse 3 im Alter von 28 Jahren.
Meine Mutter hatte ihm vorher noch Blut gespendet, da sie dieselbe Blutgruppe hatte, wie mein Vater. Das Besteck war aber unsauber, so dass sie infiziert wur-de und schwarze Gelbsucht bekam. Sie starb am 14. Oktober 1986, einen Tag nach meinem Geburtstag,...
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